Killerphrasen oder Totschlagargumente sollen Diskussionsteilnehmer, die Leiter eines Meetings oder Gesprächspartner mundtot machen.
Wer Killerphrasen erkennt, kann diese abwehren und kontern.
Killerphrasen beziehungsweise Totschlagargumente werden beispielsweise eingesetzt um eine Entscheidung zu verzögern, eine Diskussion abzubrechen, ohne jedoch dabei richtig zu argumen-tieren beziehungsweise nicht auf die Argumentation des Gegenübers eingehen zu müssen, als Behauptungen oder Vorurteile. Killerphrasen kommen als leere Scheinargumente. Der Phrasengeber nimmt an, dass die meisten Diskussionsteilnehmer diese Behauptung teilen oder es nicht wagen zu widersprechen. Der Effekt von Killerphrasen und die damit verbundene Außenwirkung ist sehr unterschiedlich. So kann es vorkommen, dass durch den Einsatz von gezielten Totschlagargumenten ein Teil der Zuhörerschaft beeindruckt wird und diese den Redner als kompetent und zielstrebig wahrnehmen, während andere den Ablenkungsversuch erkennen und sich davon nicht blenden lassen.
Killerphrase in Gegenfrage umwandeln
Wenn Du eine Killerphrase erkennst, kannst Du diese jederzeit entlarven und entkräften. Dies kannst Du am einfachsten, indem Du sie in eine Gegenfrage umwandelst. Als Diskussionsleiter etwa kannst Du diese Gegenfrage an alle Diskussionsteilnehmer weitergeben und somit die Diskussion aufrechterhalten. Einige Killerphrasen kannst Du einfach als sachliche Einwände behandeln und nach konstruktiven Vorschlägen fragen, die helfen können, die angesprochene Schwierigkeit zu überwinden.
Beispiel/Killerphrase: „In der Praxis geht das doch nie.“
Umwandlung in eine Gegenfrage: „Kollegin X sagt, bei ihr in der Abteilung geht das nicht. Wie seht ihr das in Bezug auf eure Abteilung? Welche Chancen zur Umsetzung des Projekts seht ihr bei euch?“
Eine weitere Möglichkeit, Killerphrasen beziehungsweise Totschlagargumente in Einzelgesprächen zu entkräften, stellen Warum-Fragen dar, gemäß dem Prinzip: „Wer behauptet, muss begründen.“ Du solltest das Gespräch dann aber wieder in eine konstruktive Bahn lenken, wenn der Benutzer der Killerphrase der Erklärungen müde geworden ist. Schließlich beschäftigen sich Warum-Fragen in erster Linie mit der Vergangenheit und führen als Antwort oft eine Reihe negativer Aussagen herbei.
Beispiele für typische Killerphrasen und wie Du auf diese konterst
Killerphrasen werden verwendet, um eine Diskussion entweder zu unterbinden oder andere Diskussionsteilnehmer oder die Diskussionsleitung mundtot zu machen. Mit bestimmten Techniken jedoch kannst Du die Wirkung von Killerphrasen verhindern und für eine Fortsetzung der Diskussion oder Präsentation sorgen.
Beispiel/Killerphrase:
"Das geht nicht.“
Mögliche Reaktionen:
- Aussage abschwächen und als Frage weitergeben „Kollegin X sieht hier in der Praxis große Schwierigkeiten auf uns zukommen. Welche könnten das Ihrer Meinung nach sein?“
- Aussage begründen lassen „Kollegin X, Du sagst, das werde nicht funktionieren. Wo oder bei wem siehst Du konkret Widerstände?“
- Aussage einschränken und stehen lassen „Die Kollegin X sagt, das werde in ihrer Abteilung nicht funktionieren. Sehen wir uns doch zuerst an, in welcher Abteilung es umgesetzt werden kann und gehen wir anschließend noch einmal auf die Besonderheiten der Abteilung von der Kollegin ein.“
Welche Reaktionsform du wählst, hängt von der Situation und von deiner Einschätzung von Kollegin X ab. Die Möglichkeiten 1 und 3 fördern die Diskussion in der Gruppe. Möglichkeit 2 schenkt ihr zusätzlich Aufmerksamkeit. Wenn der Nutzer einer Killerphrase sich mit seinem Stil wichtigmachen will, ist es besser, wenn Du die Belohnung ihrer Killerphrase verweigerst und Dich auf die Gruppe konzentrierst. In einem Zweiergespräch ist allerdings Option 2 die naheliegende Lösung.
Beispiel/Killerphrase:
"Davon hast du keine Ahnung.“
Mögliche Reaktionen:
- Weltbild zurückgeben „Du meinst also, dass niemand unter 30 Jahren/aus der Branche/außer Dir hier mitreden kann?“
- Problem erfragen und Ahnungslosigkeit umdrehen „Worum genau handelt es sich, was Du Dir aus Deiner Erfahrung heraus nicht vorstellen kannst?“
- Aussage umwandeln und weitergeben „Kollegin X kennt aus ihrer Praxis keinen ähnlichen Fall. Wie sieht es bei den anderen aus? Wo gibt es ähnliche Fälle?“
Die Reaktionen 1 und 2 zwingen die Kollegin X, sich mit ihrer Aussage weiter auseinanderzusetzen und sie zu konkretisieren. Die Punkte 1 und 2 sind anfangs sinnvolle Reaktionen, denn sie können Nutzer von Killerphrasen abschrecken. Lassen sich diese nicht abschrecken, schaltest Du auf Antwort 3 um, denn diese zieht die Aufmerksamkeit von Kollegin X ab und fördert das Gruppengespräch.
Beispiel/Killerphrase:
"Deine Meinung ist nichts wert.“
Mögliche Reaktionen:
- Weltbild oder Vorurteil aufdecken „Du meinst also, dass niemand weiblichen/männlichen Geschlechts/unter 30 Jahren/aus der Branche/außer Dir hier mitreden kann?“
- Verallgemeinern „Heißt das, für Dich sind alle Jugendlichen/Angestellten/Frauen/Ausländer bei diesem Thema automatisch disqualifiziert?“
- Nachfragen und umlenken auf die Sachebene „Wo genau siehst Du hier das Problem?“
- Umformulieren und weitergeben „Kollegin X ist noch nicht überzeugt. Welche Erfahrungen gibt es, die ihr den Sinn des Projekts aufzeigen können?“
- Ignorieren. So tun, als hättest Du nichts gehört.
Je nachdem, welche Antwort Du auf die Totschlagargumente verwendest, geh auf Konfrontation oder entzieh dem Benutzer der Killerphrase die Aufmerksamkeit. Hier ist es wiederum sinnvoll, eine auf die Person bezogene Reaktion zu zeigen. Grundsätzlich ist ein Konflikt mit der Person nämlich nicht ratsam, da diese die Gruppe gegen Dich aufbringen kann. Sei bei Deiner Gegenargumentation also entsprechend vorsichtig.
Nutzer von Totschlagargumenten öffentlich entlarven
Haben alle Techniken versagt, Killerphrasen aufzudecken, gibt es noch eine letzte Möglichkeit, die aber nur zur Abwehr von Wiederholungstätern angebracht ist. Dabei kannst Du sowohl den Nutzer des Totschlagarguments als auch das Argument selbst unschädlich machen. Sag etwa: „Gibt es außer dieser Killerphrase auch sonst noch Argumente gegen unseren Vorschlag?“ Doch Vorsicht: Immer dann, wenn Du die Taktik der anderen Seite aufdeckst, besteht die Gefahr, dass der Gesprächspartner sein Gesicht verliert und dass Gespräche eskalieren. Wird das Gespräch also erst einmal zum Kampf um die Ehre, dann besteht kaum noch die Möglichkeit, in der eigentlichen Sache weiterzukommen.