Selbstmotivation

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Antrieb

Motivation ist die  Antriebsenergie, die uns dazu bewegt, etwas zu tun.
Selbstmotivation ist die Fähigkeit, diese Energie in konkrete Handlungen umzusetzen.
Während Motivation verschiedene Ursprünge wie Angst, Not und Leid, aber auch Liebe, Träume oder Visionen haben kann, ist unsere Selbstmotivation nicht immer gleich stark und kann sogar schwanken. Jeder Mensch ist unterschiedlich motivierbar, aber wir können unsere Selbstmotivation beeinflussen.

Wer glaubt, seine Motivation wäre allein von äußeren Umständen abhängig, irrt. Die Art und Weise, wie wir denken, motiviert uns tausendfach mehr als jede Gehaltserhöhung – vor allem langfristig.
Wir können uns viel mehr selbst steuern als wir gemeinhin denken.

Ist es nicht erstaunlich, wie wir uns mit den eigenen Gedanken hemmen? Umgekehrt: Ist es nicht erstaunlich, wie wenig wir unsere Gedanken im positiven Sinn nutzen? Laut einer Studie ist in Deutschland nur rund jeder 10. Arbeitnehmer überdurchschnittlich engagiert. Glaubst Du, dass daran nur die Unternehmen schuld sind? Sind es nicht auch die sehr verbreiteten, aber leider sehr demotivierenden Vorstellungen in uns selbst? Dabei sind wir doch einmal ganz enthusiastisch ins Berufsleben gestartet, mit Träumen, Visionen und dem Drang, etwas zu bewirken.
Eines ist sicher: Das liegt nicht nur an den Unternehmen, die zu wenig für ihre Mitarbeiter tun. In erster Linie liegt es an uns selbst und einigen Vorstellungen, die ebenso verbreitet wie ungünstig für unsere Entwicklung sind. Oder kennst du einen einzigen Menschen, der Frust im Job schiebt und sagt: “ Nun, vielleicht ist es auch ein klein wenig meine eigene Schuld …?“ Menschen neigen dazu, andere für ihre unbefriedigende Lage verantwortlich zu machen.

Warum schaden sich so viele Menschen mit ihren Vorstellungen selbst?

Die Antwort ist ebenso einleuchtend wie simpel: Äußere Umstände für die eigene Motivation verantwortlich zu machen ist uns anerzogen worden. Diese Erfahrungen können sich zu unverrückbaren Überzeugungen auswachsen. Die ganze Welt ist darauf ausgelegt, dass Menschen nicht agieren, sondern reagieren, am besten auf Kommando (als Kind räumen wir das Zimmer auf, wenn die Mama es uns sagt; wenn die Glocke läutet, gehen wir in die Schule; besonders gut bereiten wir uns für die Prüfung vor, wenn der Druck entsprechend groß ist; dem Lebenspartner schenken wir erst Zeit, wenn er sich schon fast trennen will – und selbst um unsere Gesundheit kümmern wir uns erst, wenn es so richtig weh tut). Das sind alles Reaktionen auf Impulse von außen.

Dabei hätten wir meist schon im Vorfeld aktiv werden und gegensteuern können. Wir tendieren dazu, äußere Umstände für unser Wohlergehen verantwortlich zu machen. Die eigene unzureichende Leistung begründen wir mit äußeren Einflussfaktoren, wie dem Chef, den miesen Sozialleistungen, der jahrelang hinausgeschobenen Gehaltserhöhung, …
Doch wer glaubt, dass sein Unternehmen für die eigene Motivation verantwortlich sein müsse, bremst sich nicht nur aus, sondern fühlt sich auch noch schlecht dabei. Warum? Wer auf andere angewiesen ist, fühlt sich – zu Recht – abhängig. Wer abhängig ist, hat wenig oder keine Eigenmacht. Ohnmacht macht sich breit. Es gibt eine Haltung, mit der man sich deutlich besser fühlt, die in der Persönlichkeitspsychologie als „Glaube an die persönliche Eigenmacht“ beschrieben wird. Wer das subjektive Gefühl hat, er könne etwas ändern, etwas steuern, dem geht es besser als jenem, der glaubt, hilflos den Einflüssen von außen ausgeliefert zu sein.

Achtung: Es geht dabei nicht darum, was wahr ist. Es geht darum, wie man subjektiv von etwas überzeugt ist.
Bei zwei Arbeitnehmern mit identischem Arbeitsplatz kann ein Mitarbeiter davon überzeugt sein, ein kleines Rädchen im Getriebe zu sein und somit nichts bewirken zu können. Vielleicht denkt der andere Arbeitnehmer sogar wahnwitziger Weise, er sei unersetzbar oder seine Arbeit sei ungeheuer wertvoll für das Unternehmen, so würde sich derjenige besser fühlen, der aktiv ist, der verändert, der agiert. Viele Menschen, die sich von ihrem eigenen Unternehmen demotiviert fühlen, möchten deshalb der eigenen Firma eins auswischen. Dann ginge es Ihnen besser, meinen sie. Ein Irrglaube. Denn das Verhältnis zwischen Angestellten und Unternehmen ist wie die Beziehung zwischen Ehepartnern: Verliert eine Seite, verlieren im Endeffekt beide Seiten. Dass das Unternehmen durch vorsätzliche Behinderung von Kollegen verursachten Schäden, betriebener Sabotage oder Weitergabe von Interna an die Konkurrenz der Verlierer ist, sieht jeder. Aber wo soll der Schaden beim Arbeitnehmer liegen? Die verblüffende Antwort: Der Arbeitnehmer schadet sich selbst, weil er seine Leistung und damit sein Selbstwertgefühl mindert, denn Leistung steigert unser Selbstwertgefühl. Z.B: Während Mitarbeiter A Dienst nach Vorschrift schiebt, künstlich seine Pausen verlängert, privat im Internet surft, erledigt Mitarbeiter B konzentriert und in bestmöglicher Qualität sowie Geschwindigkeit seine Aufgaben. Das unterschiedliche Verhalten wirkt sich aus: Mitarbeiter B fühlt sich deutlich besser als sein Kollege. Er hat was geleistet. Vermutlich hat er mehr Power und Energie. Vermutlich kehrt er mit mehr Elan nach Hause zurück.  Und vermutlich trägt er diesen Elan mit in den Feierabend und ins Wochenende.

Die eigene Leistung ist ein wichtiger Beitrag zum persönlichen Gefühl des Selbstvertrauens und des Wohlbefindens

Wen das positive Denken allein nicht weiterbringt, wird deutlich durch Sprichwörter wie „Vertrauen ist gut, Vorsorge ist besser“ oder „Vertraue auf Gott, aber binde dein Kamel an“. Positives Denken ist passives Denken. Es verführt dazu, die Hände in den Schoß zu legen und abzuwarten, was passiert.

Natürlich kann man eine Rose pflanzen und sich positive Vorstellungen machen, wie sie wächst und gedeiht. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist es jedoch für die Rose hilfreicher, wenn sie gegossen, gedüngt, gehegt und gepflegt wird. Und nicht nur bei Rosen ist das so.

Positives Denken genügt einfach nicht. Engagiertes Denken ist vermutlich der bessere Weg. Wo das positive Denken aufhört, beginnt das engagierte Denken. Mit dem rein positiven Denken überlässt Du die Veränderung anderen: dem Chef, hilfreichen Menschen, dem lieben Gott, usw.. Indem Du engagiert denkst, nimmst Du Veränderungen selbst in die Hand. Denken ist ein Prozess, bei dem man sich selbst Fragen stellt und beantwortet. Je besser die Fragen sind, die man sich stellt, desto besser fallen die Antworten aus. Das ist der Kern des engagierten Denkens. Die zentrale Frage dieser Methode kannst Du Dir fast immer stellen, wenn Du etwas verändern willst. Diese eine Frage kann tatsächlich Dein Leben verändern. Sie lautet:

Freudensprung

„Was kann ich tun?“

Du wartest schon Jahre auf eine Beförderung? Du möchtest einen Bereich leiten? Andere Aufgaben zugeteilt bekommen? Ein Jahr im Ausland verbringen? Frage Dich: „Was kann ich tun, um die bessere Position zu bekommen?“ Selbstredend ist diese Frage nicht die Wunderwaffe für und gegen alles, aber sie fokussiert ungemein auf die eigene Antriebsfähigkeit. Sie aktiviert Energien, die beim Jammern verschüttet bleiben. Sie arbeitet auf ein Ziel hin und schenkt Zuversicht, statt uns problemorientiert in Apathie verfallen zu lassen. Probiere es aus!!

Glaubst Du, dass man sich für ein selbstmotiviertes Leben frei entscheiden kann? – Und ob man das kann!! Einzige Voraussetzung dafür ist: Du musst es wollen. Schon Sokrates sagte:

"Wenn du Erfolg so sehr willst, wie du unter Wasser Luft wolltest, dann wirst du auch Erfolg haben.“

Selbstmotivation ist keine Charaktereigenschaft. Sie ist das Ergebnis eines Prozesses, der aus mehreren Schritten besteht. Diese Schritte kann man lernen und trainieren. Es ist tatsächlich vergleichbar mit dem Lernen eines Instruments oder einer Sportart. Bis zu einer gewissen Fertigkeit kann es jeder erlernen.
Aber willst Du das auch? Bist Du sicher, regelmäßig üben zu wollen? Auch wenn Du vielleicht gar keine Lust dazu hast? Auch wenn es im übertragenem Sinne stürmt und schneit und kein Mensch bei solch einem Wetter vor die Tür gehen würde. Du hast Dich bewusst entschieden. Du gehst raus, egal was ist. Um so klar zu sein und das auch wirklich umsetzen zu können, musst Du im ersten Schritt aus ganzem Herzen „Ja“ sagen. „Ja“ zu einem zugegebenermaßen anstrengenden, aber auch spannenden Leben – ein Leben, in dem Du jeden Tag leidenschaftlich Dein Bestes gibst. Diese Entscheidung ist alles andere als selbstverständlich.

Bevor Du damit loslegen kannst, Deinen Tatendrang zu trainieren, ist es sinnvoll, zu schauen, wo Du Deine Energie am effizientesten und effektivsten einsetzen kannst. Denn nicht überall hat es gleichen Effekt, wenn Du Dich engagierst.


Interessensbereich: 0% Einfluss
Einflussbereich: 0,1 bis 99,9% Einfluss
ICH: 100% Einfluss

Interessensbereich: Darin stecken all die Themen, die Dich zwar interessieren, auf die Du aber im Endeffekt keinen Einfluss hast. Interessiert Dich das Wetter, Fußball, die amerikanische Außenpolitik?
All das interessiert Dich, doch Du hast keinen Einfluss darauf, kannst nichts beitragen. Es ist daher sinnlos, für Themen aus dem Interessensbereich Energie aufzuwenden. Und dennoch: Achte einmal darauf, worüber sich Deine lieben Kollegen/Kolleginnen beschweren und worauf sie sich fokussieren – meist sind es Themen aus eben diesem Bereich. Themen, die sie überhaupt nicht beeinflussen können.
Einflussbereich: Darin befinden sich Themen, die uns betreffen, die wir beeinflussen können, jedoch nie zu 100 Prozent. Du kannst viel dafür tun – ganz hast Du das aber nie in der Hand. Vielleicht willst Du, dass aus Deinen Kindern selbstbewusste Menschen werden, eine traumhafte Ehe führen oder bis ins hohe Alter gesund bleiben? Im Einflussbereich hast Du keine Garantie auf Erfolg. Dein Einsatz lohnt sich dennoch! Wer sich im Einflussbereich voll einsetzt, erhöht die Wahrscheinlichkeit auf ein gutes Ergebnis.
ICH: Das ist die Weltmacht mit drei Buchstaben. Alles, was Du im ICH-Bereich unternimmst, hat direkte und meist sofort erkennbare Auswirkungen. Wenn Du hier ansetzt, erzielst Du größte Hebelwirkung und erntest direkt die Früchte Deines Engagements. Ob Du Dein Wunschgewicht erreichst oder hältst, ob Du rauchst oder nicht, liegt zu 100 Prozent in Deiner Macht – ebenso, ob Du Dich (beruflich) weiterentwickelst, Deine Arbeit bestmöglich erledigst oder ob Du dauerhaft selbstmotiviert bist. All das liegt zu 100 Prozent an Dir. Oft meinen wir, der Einzelne könne nicht viel bewirken – das Gegenteil ist der Fall.

Glühbirnen

Daher nun die Bitte: Nimm Dir eine einzige Sache vor und übe eine Selbstverpflichtung, indem Du Dein Vorhaben tatsächlich umsetzt. Bist Du Dir nicht sicher, ob Du es schaffst, verringere den Zeitraum oder die Intensität. Vielleicht nur einen einzigen Tag – aber dafür von morgens bis abends.
Du wirst merken: Im Laufe der Zeit wird es immer einfacher, sich etwas vorzunehmen und es auch durchzuhalten, denn Du füllst mit jedem sich selbst gegebenen eingehaltenen Versprechen ein Selbstvertrauenskonto. Das heißt, jedes Mal, wenn Du Dir etwas vornimmst, wird Dein Selbstvertrauen wachsen oder schwinden – je nachdem, ob Du Dein Vorhaben geschafft hast oder eben nicht.
Unsere Selbstmotivation ist abhängig von einem Filter in unserem Gehirn, der uns nur das wahrnehmen lässt, was dieser Filter zulässt – und dieser Filter ist getrübt durch unsere Überzeugungen, die wir im Laufe unseres Lebens durch Erfahrungen gewonnen haben, sodass ein und dieselbe Situation von jedem anders wahrgenommen wird. Glücklicherweise lässt sich dieser Filter in unserem Kopf steuern, und zwar durch ein klares Ziel, das wir uns setzen. Wir können so unsere Einstellungen und Überzeugungen beeinflussen – auch in puncto Selbstmotivation.

Je größer unsere Ziele sind, die wir verfolgen, desto höher ist auch unsere Selbstmotivation.

Wir machen es uns gern bequem, denn Menschen neigen zur Bequemlichkeit. Außerhalb ziehen Chancen und außergewöhnliche Erfolge vorüber, während wir es uns drinnen gemütlich gemacht haben. Dabei wissen wir so genau, was richtig und wichtig für uns wäre – wir tun es nur nicht. Denn wir befinden uns in unserer ach so netten Komfortzone – da, wo es ruhig und angenehm ist, worin Bekanntes, Rituale, Sicherheit, Routine und Alltag stecken, dort macht uns keiner etwas vor. In dieser Zone fühlen wir uns wohl, entspannt und ausgeglichen. Und was befindet sich außerhalb dieser Zone? Ja genau: das Gegenteil. Wir finden da draußen Begriffe wie: unbequem, unruhig, unangenehm, Stress, Unbekanntes, Neues, Veränderung, Risiko, Probleme, Unsicherheit, Angst.
Bevor wir den Gedankengang zu Ende führen, hier eine kleine Zwischenübung: Nimm Dir bitte einmal eine Minute Zeit und rufe Dir alle Ereignisse ins Gedächtnis, auf die Du stolz bist. Also all das, was Du geschafft hast. (Vielleicht hast Du eine Krise gemeistert, einem Freund in Not geholfen, etwas vollbracht, woran keiner geglaubt hat,…)
Hast Du all diese Ereignisse vor Augen, beantworte Dir bitte folgende Fragen: Wie hast Du das, worauf Du stolz bist geschafft? Musstest Du dazu raus aus Deiner Komfortzone oder hast Du es hinbekommen, ohne diese Zone zu verlassen? Die Antwort ist verblüffend: Alles, worauf Du stolz bist, hast Du außerhalb Deiner Komfortzone erreicht. Je mehr Anstrengung eine Sache erfordert, desto mehr wert ist sie für uns. Oder umgekehrt: Alles, was uns in den Schoß fällt, ist uns weniger wert als das, was wir uns hart erarbeiten müssen.

Deshalb müssen wir, wenn wir etwas erreichen wollen, raus aus dieser Komfortzone! Und es ist kaum zu glauben, aber da draußen in der Wachstumszone lauert nicht das Böse. Da draußen ist Neues. Da sind Veränderungen. Da ist Risiko. Da ist vielleicht auch Angst. Umgekehrt sind Veränderungen oder eben Angst nichts Böses – oft sind sie nützlich und notwendig. Wir handeln klug dabei, ab und an die Wohlfühloase zu verlassen, uns Anforderungen zu stellen und dadurch Selbstbestätigung zu finden. Ebenso um sicherzustellen, dass wir uns weiterentwickeln. Sicher sind da draußen auch Niederlagen und Misserfolge, wobei sich das scheinbar Negative auch durch einen anderen Filter sehen lässt: Nichts ist so erfolgreich wie der Misserfolg. Aus den sogenannten Misserfolgen können wir sehr viel lernen – oder wir könnten sehr viel lernen. Haben wir alle schon erlebt: Hast Du auch nach 17 Bewerbungen nur Absagen kassiert? Bist Du schon zum dritten Mal bei der Beförderung übergangen worden? Du hast den heißersehnten Auftrag nicht bekommen? Sind das alles Misserfolge? Oder sind es Hinweise darauf, dass Du etwas (besser) tun kannst? Ganz deutlich wird das anhand von Problemen. Und die finden wir natürlich außerhalb unserer Komfortzone.
Darum, mach Dich auf den Weg … auf Deinen ganz persönlichen Weg!
Im Coaching kann ich Dich unterstützen, Deine Ziele zu formulieren und diese dann lösungsorientiert zu erreichen.

(Quelle Reinhold Stritzelberger, Selbstmotivation)